Rosa und karl

Rosa und karl

Historische Ereignisse rund um die Novemberrevolution

23. Oktober 1918

Karl Liebknecht wird aus dem Zuchthaus Luckau freigelassen. Er war im August 1916 zu vier Jahren und einem Monat Haft wegen Hoch- und Landesverrats verurteilt worden, weil er am 1. Mai 1916 auf einer Kundgebung in Berlin »Nieder mit dem Krieg! Nieder mit der Regierung!« gefordert hatte.

23. Oktober 1918

24. Oktober 1918

Auf einem Empfang in der sowjetrussischen Botschaft fordert Karl Liebknecht eine deutsche Revolution, um die russische Revolution zu unterstützen und zu retten. In den folgenden Tagen drängt er die Revolutionären Obleute, den Vorstand der USPD und die Spartakusgruppe zur gemeinsamen Vorbereitung eines Aufstandes. Man verständigt sich auf den 11. November 1918 als Beginn der Revolution in Deutschland.

24. Oktober 1918

3. November 1918

In Kiel beginnt der Matrosenaufstand, der zur Initialzündung der Novemberrevolution wird. Am 7. November 1918 wird von Kurt Eisner in München die Republik (»Freistaat Bayern«) proklamiert.

3. November 1918

9. November 1918

Die Revolution erreicht Berlin. Reichskanzler Max von Baden verkündet die Abdankung des Kaisers. Karl Liebknecht ruft am Nachmittag vom Balkon des Berliner Stadtschlosses die »Freie Sozialistische Republik Deutschland« aus. Zwei Stunden zuvor hatte Phillip Scheidemann von einem Fenster des Reichstags aus – gegen den Willen Friedrich Eberts, der als Vorsitzender des »Rates der Volksbeauftragten« Nachfolger des zurückgetretenen Reichskanzlers Regierungschef wird – die Bildung einer »deutschen Republik« verkündet, um Karl Liebknecht zuvorzukommen.

9. November 1918

9. November 1918

Rosa Luxemburg wird aus dem Gefängnis in Breslau freigelassen. Sie hatte insgesamt drei Jahre und vier Monate zur »Abwendung einer Gefahr für die Sicherheit des Reichs«, so der Titel des gegen sie angewandten Reichsgesetzes, in Straf- und sogenannter Schutzhaft verbringen müssen. Sie trifft in den späten Abendstunden des 10. November 1918 in Berlin ein und begibt sich sofort in das Hotel »Excelsior«, wo die führenden Mitglieder der Spartakusgruppe die Konstituierung des reichsweiten Spartakusbundes am nächsten Tag vorbereiten.

9. November 1918

9. November 1918

In Berlin erscheint die erste Ausgabe der »Roten Fahne«. Als Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht am 11. November 1918 ihre Tätigkeit für die »Rote Fahne« aufnehmen wollen, protestiert das technische Personal des vormaligen »Berliner Lokal-Anzeigers«. Es gelingt nur mit großer Mühe, eine neue Druckerei zu finden, so dass die »Rote Fahne« erst nach einer Woche, am 18. November 1918, wieder erscheinen kann.

9. November 1918

10. November 1918

Auf einer Versammlung der nur Stunden zuvor gewählten Berliner Arbeiter- und Soldatenräte, unter denen die SPD durch taktisch geschicktes Agieren über eine Mehrheit verfügt, kann sich die SPD-Führung gegen die Revolutionären Obleute und die Spartakusgruppe durchsetzen. Die von Friedrich Ebert geführte »Revolutionsregierung« wird durch die Versammlung im Zirkus »Busch« de facto legitimiert. In einer immer wieder von Protesten und Pfiffen unterbrochenen Rede warnt Karl Liebknecht: »Die Konterrevolution ist mitten unter Euch!«

10. November 1918

14. Dezember 1918

Rosa Luxemburg veröffentlicht unter dem Titel »Was will der Spartakusbund?« den Entwurf eines Parteiprogramms, das auf die Fortführung der begonnenen Revolution zielt: »Die Verwirklichung der sozialistischen Gesellschaftsordnung ist die gewaltigste Aufgabe, die je einer Klasse und einer Revolution der Weltgeschichte zugefallen ist. Diese Aufgabe erfordert einen vollständigen Umbau des Staates und eine vollständige Umwälzung in den wirtschaftlichen und sozialen Grundlagen der Gesellschaft.«

14. Dezember 1918

4. und 5. Januar 1919

Nach der Entlassung des USPD-Politikers Emil Eichhorn als Berliner Polizeipräsident durch die von der SPD gebildete preußische Landesregierung rufen die Revolutionären Obleute, die Führung der Berliner USPD und die Zentrale der eben gegründeten KPD für den 5. Januar 1919 zu einer Massendemonstration von der Siegesallee im Tiergarten zum Polizeipräsidium am Alexanderplatz auf. Mehr als 100.000 Menschen folgen dem Aufruf. Aus dem Protest entwickelt sich eine spontane Massenbewegung, die trotz der Bildung eines 33köpfigen Revolutionsausschusses, dem u.a. Karl Liebknecht angehört, ohne wirkliche politische und organisatorische Führung bleibt. Entgegen der Warnung der Organisatoren der Protestdemonstration besetzen bewaffnete Demonstranten das Zeitungsviertel, in dem sich u.a. das Verlagsgebäude des sozialdemokratischen »Vorwärts« befindet.

4. und 5. Januar 1919

6. Januar 1919

In offensichtlicher Fehleinschätzung der Lage und des realen Kräfteverhältnisses ruft der Revolutionsausschuss, einschließlich Karl Liebknechts, zum Sturz der Regierung Ebert-Scheidemann und zur Eroberung der »Macht des revolutionären Proletariats« auf. Rosa Luxemburg und andere sprechen sich gegen eine solche Aktion zum jetzigen Zeitpunkt aus, den sie für verfrüht und taktisch unklug halten.

6. Januar 1919

7. Januar 1919

Friedrich Ebert übergibt Gustav Noske (»Einer muß den Bluthund machen!«) das Kommando über alle Truppen in und um Berlin und damit den Befehl zur gewaltsamen Niederschlagung des Aufstandsversuchs. Bis zum 13. Januar gehen regierungstreue Truppen und Freikorps mit Flammenwerfern, Maschinengewehren und Mörsern gegen die Aufständischen vor. Mehr als 150 Menschen, auch unbeteiligte Bürger, fallen der Gewaltorgie zum Opfer.

7. Januar 1919

14. Januar 1919

In der »Roten Fahne« erscheint der letzte Beitrag von Rosa Luxemburg »Die Ordnung herrscht in Berlin«. Karl Liebknecht schreibt an diesem Tag einen Artikel für die Ausgabe der »Roten Fahne« am 15. Januar 1919. Dieser Text unter dem Titel »Trotz alledem!« wird sein politisches Vermächtnis.

»Spartakus niedergerungen!‹, jubiliert es von ›Post‹ bis ›Vorwärts‹. [...] Jawohl! Geschlagen wurden die revolutionären Arbeiter Berlins! Jawohl! Niedergemetzelt an die hundert ihrer Besten! Jawohl! In Kerker geworfen viele Hunderte ihrer Getreuesten! [...] ›Spartakus niedergerungen!‹ O gemach! Wir sind nicht gefl ohen, wir sind nicht geschlagen. [...] Wir sind da, und wir bleiben da! Und der Sieg wird unser sein. [...] Und ob wir dann noch leben werden, wenn es erreicht wird, leben wird unser Programm; es wird die Welt der erlösten Menschheit beherrschen. Trotz alledem!«

14. Januar 1919

15. Januar 1919

Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht werden von einer »Bürgerwehr« in ihrem illegalen Quartier in Berlin-Wilmersdorf aufgespürt und im Hotel »Eden« an Hauptmann Waldemar Pabst, Erster Generalstabsoffizier der Garde-Kavallerie-Schützen-Division, ausgeliefert. Mit Wissen und Einverständnis Noskes werden Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zunächst misshandelt und dann ermordet. Karl Liebknecht wird von seinen Mördern als »unbekannter Toter« in einem Leichenschauhaus abgeliefert, der tote Körper von Rosa Luxemburg wird in den Landwehrkanal geworfen.

15. Januar 1919

25. Januar 1919

Ein Trauerzug von 150.00 Menschen begleitet die Särge von Karl Liebknecht und weiteren Opfern der Januarkämpfe zum Friedhof nach Berlin-Friedrichsfelde, der späteren Gedenkstätte der Sozialisten. Ein Sarg bleibt leer, denn der Leichnam von Rosa Luxemburg wurde bisher nicht gefunden.

25. Januar 1919

1. Juni 1919

Der Leichnam von Rosa Luxemburg wird in einer Schleusenanlage des Landwehrkanals in der Nähe des Tiergartens gefunden. Es ist die traurige Aufgabe von Mathilde Jacob, der Freundin und langjährigen Sekretärin Rosa Luxemburgs, den Leichnam anhand der Kleidung und eines Medaillons zu identifizieren.

1. Juni 1919

13. Juni 1919

Rosa Luxemburg wird in Berlin-Friedrichsfelde beigesetzt. Wieder bilden Hunderttausende den Trauerzug.

13. Juni 1919